Menschen ohne Obdach brauchen Wärme – auch auf dem Teller
Mit großem Befremden wurde bekannt, dass im diesjährigen Winterpaket der Stadt Wien das
warme Mittagessen für obdachlose Menschen aufgrund von Budgetkürzungen gestrichen wurde.
Diese Entscheidung ist kein administrativer Nebenschritt, sondern ein tiefgreifender Einschnitt in die tägliche Versorgung jener Menschen, die ohnehin am stärksten von Armut, Krankheit und Ausgrenzung betroffen sind. Eine warme Mahlzeit bedeutet nicht nur Kalorienzufuhr, sondern auch Würde, Struktur und ein Stück Sicherheit im Alltag.
Die Folgen dieser Maßnahme sind gravierend:
- Menschen ohne Kochmöglichkeit verlieren ihre einzige warme Mahlzeit am Tag.
- Gesundheitsrisiken steigen, insbesondere bei Kälte, chronischen Erkrankungen und Mangelernährung.
- Das Sozialklima in den Einrichtungen verschärft sich, wenn Grundbedürfnisse nicht mehr gedeckt sind.
- Betreuungsteams geraten unter Druck, da sie die Lücke aus eigener Kraft nicht schließen können.
Einsparen ist möglich – aber mit Vernunft
Anstatt bei der Grundversorgung der Ärmsten zu kürzen, braucht es intelligentere Lösungen, die bestehende Ressourcen besser nutzen. Unsere Recherchen zeigen: In Krankenhäusern,
Pflegeeinrichtungen und Großküchen der Stadt Wien werden täglich erhebliche Mengen an noch genießbaren Lebensmitteln entsorgt. Ein Teil dieser Überschüsse könnte – unter klaren
Qualitätsstandards und mit bestehender logistischer Infrastruktur – gezielt an Tageszentren und Notquartiere weitergeleitet werden. Damit ließen sich Kosten senken, Ressourcen schonen und gleichzeitig Versorgung sichern. Solche Modelle existieren bereits erfolgreich in anderen Städten Europas und könnten mit minimalem Aufwand auch in Wien umgesetzt werden – in Kooperation mit Sozialorganisationen, Küchenbetrieben und Transportdiensten.
Unsere Forderungen
- Die sofortige Wiedereinführung der warmen Mahlzeit im Rahmen des Winterpakets.
- Ein Pilotprojekt zur Nutzung überschüssiger Lebensmittel aus öffentlichen Einrichtungen zugunsten von Notquartieren.
- Transparente Kommunikation über die Budget- und Entscheidungsprozesse im Bereich der Wohnungslosenhilfe.
- Eine klare politische Zusage, dass Einsparungen künftig nicht auf Kosten der Grundversorgung der Schwächsten erfolgen.
Wien darf an dieser Stelle nicht sparen
Soziale Verantwortung zeigt sich nicht in Sonntagsreden, sondern in Handlungen. Wien hat den Ruf, eine Stadt der Menschlichkeit zu sein. Diesem Anspruch kann man nur gerecht werden, wenn man dort handelt, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird. Der Wegfall einer warmen Mahlzeit ist kein Sparprogramm – es ist ein Verlust an Solidarität. Ein kluger Umgang mit Ressourcen, wie durch die Weiterverwertung überschüssiger Speisen, hingegen wäre ein Gewinn an sozialer Intelligenz und ökologischer Vernunft.
Dieser offene Brief steht allen offen, die sich für eine menschliche, nachhaltige und solidarische Stadt einsetzen möchten. Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen können sich anschließen und ihre Unterstützung öffentlich erklären.